Das ist grosses Kino!
Der Wein stammt aus den beiden Lagen Fahrberg und Weissenberg. Eigentlich könnten zwei Lagenweine daraus gemacht werden, da aber im Moment die Mengen zu gering sind, entsteht daraus der Koberner Riesling. Pirmin Bilger: Ein wunderschönes Spiel aus Frucht und Mineralität tänzelt aus dem Glas. Alles wirkt sehr tiefgründig und ist mit einer kühlen Aromatik ausgestattet. Äusserst raffiniert auch das Säure-Frucht-Spiel am Gaumen. Die Zitrusfrucht, mit etwas Pfirsich unterlegt, zeigt eine elegante Fruchtsüsse, von der eine gute Länge ausgeht. Die Intensität der Frucht steigert sich immer mehr und lässt erst ganz am Schluss die Mineralität aufkommen. Der Koberner Riesling legt einen wahren Steigerungslauf hin, er beginnt absolut klar und fein, offenbart dann ein richtiges Fruchtspektakel und endet harmonisch frisch und würzig mit einem ellenlangen Abgang. Max Gerstl: Das ist schon fast pure Mineralität, der Schieferstein zeigt sich in seiner schönsten Ausdrucksform, was ist das doch für ein genialer Duft, das ist unglaublich raffiniert. Auch am Gaumen einfach himmlisch, das ist grosses Kino, sagenhaft fein, zart, filigran, aber irre komplex, die Säure ist ein Traum, genauso fein wie die 2016er, eindrücklich der einzigartige Schmelz, und dann diese sublime Aromatik, das ist köstlichster Nektar, Riesling in einer ganz besonderen, unendlich raffinierten Ausdrucksform. Grosser Riesling ist Finesse an sich, aber hier kommt das in einer Perfektion zum Ausdruck, die mich verblüfft.
Art: | Weisswein |
Inhalt: | 0,75 l |
Jahrgang: | 2017 |
Traubensorte: | Riesling |
Trinktemperatur: | 08 - 10° C |
Region: | Mosel-Saar-Ruwer, Mosel |
Weinbauer: | Materne und Schmitt |
Land: | Deutschland |
Deutschland - Der Schatz im Norden
Dort, wo viele aufgeben, fängt Deutschland an. Es besitzt nämlich die nördlichsten Weingebiete der Welt. Das typische Weissweinland musste sich aber nicht immer mit schwierigen klimatischen Bedingungen herumschlagen. In Deutschland gilt, wie an vielen anderen europäischen Orten auch, Kaiser Probus als Einführer des Weinbaus, der „Weiterführer“ war dann Karl der Grosse. Doch nicht nur Personen, auch das Klima beeinflusste den Weinbau im Mittelalter – genauer vom 9. bis zum 14. Jahrhundert – in Deutschland positiv. Die so genannte „Mittelalterliche Warmzeit“ bescherte dem damals Heiligen Römischen Reich ein besonders mildes Klima, die Durchschnittstemperatur war um ein Grad höher als im Allgemeinen und damit perfekt für das Gedeihen der Rebpflanze. Das war auch nötig, denn Wein wurde im Mittelalter viel getrunken. Er hatte den Vorteil, dass er aufgrund seines hohen Alkoholgehalts keimfreier und damit sauberer als Wasser war. Vor allem einheimischer Wein floss im Mittelalter in die Kehle der Deutschen. Das änderte sich während dem 30 jährigen Krieg schleichend. Die Konkurrenz aus Frankreich und Italien wuchs, deutscher Wein war im Überangebot vorhanden. Das zwang die Winzer zu Aufständen. Es floss Blut statt Wein und tausenden Bauern starben bei den Protesten. So wurde der Weinbau nach und nach vom lukrativeren Getreideanbau abgelöst. Auch das 18. Jahrhundert brachte dem Wein keinen erhofften Aufschwung. Der Staat tat kaum etwas für den Weinbau, die Bauern waren auf sich selber gestellt und lebten oft am Existenzminimum – Investitionen in neue Kellertechnik und Züchtung blieben auf der Strecke. Eine Reblausplage fegte zwei Drittel der Rebfläche weg. Der Rückgang des Weinbaus war damit aber noch nicht beendet: Eine allgemeine Wirtschaftskrise und der zweite Weltkrieg hemmten den Weinbau in Deutschland ebenfalls. 1960 kam dann endlich frischer Wind in die Weinproduktion Deutschlands. Verbesserungen in der Kellertechnik, neue Züchtungen und die Schädlingsbekämpfung wurden vorangetrieben – allerdings brauchte der Imagewandel des Deutschen Edeltropfens auf dem internationalen Markt seine Zeit. Doch Deutschland hat es geschafft. Sie brillieren heute vor allem mit der Erntemenge, aus 102'000 Hektaren Weinanbaufläche generieren sie etwas mehr als 9 Millionen Hektoliter leichte, nicht komplexe Weine. Dabei ist Deutschland ein typisches Weissweinland. Von 140 Sorten sind 100 weiss, Riesling und Rivaner dominieren hier. Bei den übrigen 40 roten Sorten sticht der Spätburgunder heraus. Weinbau in Deutschland ist keine einfache Sache, wird er doch rund um den 50. Breitengrad (etwa Höhe von Frankfurt am Main) oder ein wenig südlich betrieben, was im internationalen Vergleich ungewöhnlich „nördlich“ ist. Das bedeutet für Winzer, dass sie Rebberge nur an besonders gut geschützten Stellen und in der Nähe von Flüssen aufbauen können. Wein ist in Deutschland deshalb kein Alltagsgetränk, sondern wird vor allem an speziellen Anlässen und Ereignissen getrunken – zum Beispiel, wenn deutsche Winzer in Zukunft wieder mal mit einer „Neuen Warmzeit“ beglückt werden...